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HAMNET

Das Highspeed Amateur Radio Multimedia Network (kurz „HAMNET“) wird seit 2008 aufgebaut, um das alte Paket-Radio-Netz zu ersetzen und technisch zu modernisieren. Beim HAMNET handelt es sich um ein breitbandiges IP-Netzwerk, welches über Richtfunkstrecken auf Amateurfunk-Frequenzen im GHz-Bereich betrieben wird. Wie beim früheren AX.25-basierten Packet-Radio-Netz ist es das Ziel des HAMNETs, automatisch arbeitende Amateurfunkstellen miteinander zu verbinden. Neben der Vernetzung von Relaisstandorten ermöglicht das HAMNET vielfältige weitere Anwendungen, zum Beispiel den Aufbau von Webservern, SIP-Telefonie, Echolink-Anbindung über Amateurfunkfrequenzen und vieles mehr. Prinzipiell können im HAMNET alle Dienste angeboten werden, die auch im herkömmlichen Internet denkbar sind. Selbst alte Packet-Radio-Digipeater, die von ihren Betreibern weiterbetrieben werden sollen, können über das HAMNET vernetzt und von Nutzern erreicht werden.

HAMNET in der EU

Das HAMNET hat sich in den vergangenen Jahren rasant entwickelt. Es deckt mittlerweile (Stand November 2009) zwischen Österreich und den Niederlanden weite Teile Mitteleuropas ab und ersetzt dort das ehemalige Packet-Radio-Netzwerk.

HAMNET-Backbone in der EU (Stand: November 2015)
HAMNET-Backbone in der EU (Stand: November 2015)

Nutzereinstieg per Funk

In den vergangenen Jahren lag das Hauptziel darin, das Backbone-Netzwerk möglichst flächendeckend auszubauen. Allerdings ist das HAMNET nicht nur für Relaisbetreiber gedacht, sondern soll für alle Funkamateure Dienste bereitstellen. Daher bieten immer mehr Standort-Betreiber Benutzereinstiege ins HAMNET an. Zugang erfolgt über eigens modifizierte WLAN-Hardware. Allerdings muss diese an die Kanaleigenschaften des HAMNETs anpassbar sein, da aufgrund der Frequenzzuteilungen im Amateurfunkdienst einige Besonderheiten in Bezug auf die Bandbreite zu beachten sind. Handelsübliche WLAN-Hardware kann im HAMNET nicht einfach so eingesetzt werden! Umfassende Informationen finden Sie im Amateurfunk-Wiki .

Alle HAMNET-Standorte inklusive vorhanderener Benutzereinstiege sind in der HAMNET-Datenbank dokumentiert. Sie können dort auch eine Karte anzeigen lassen. Wenn Sie auf eine bestimmte Station in der Kartendarstellung klicken, können Sie ferner eine Abdeckungs-Prognose anzeigen lassen.

DB0VVS deckt (Stand November 2015) folgenden Bereich ab:

HAMNET-Abdeckung DB0VVS (Stand: November 2015)
HAMNET-Abdeckung DB0VVS (Stand: November 2015)

Nutzereinstieg per VPN

Eine flächendeckende HAMNET-Abdeckung ist an den wenigsten Standorten möglich. DB0VVS versorgt derzeit beispielsweise das Gebiet der Stadt Bonn und das Rheintal Richtung Königswinter und Bad Honnef. Die Bergregion um Ittenbach, Aegidienberg und der nördliche Teil des Westerwalds werden momentan teilweise nicht abgedeckt.

Nutzer, die keinen HF-Benutzereinstieg vorfinden, können HAMNET-Dienste auch über ein VPN nutzen. Dazu bietet die Amateurfunk-Gruppe der RWTH Aachen einen Zugang für lizensierte Funkamateure an. Gegen Nachweis (Kopie bzw. Scan der Zulassungsurkunde) sowie eine kleine Spende (ab 5 EUR) kann ein Zugang freigeschaltet werden.

HAMNET-VPN der RWTH Aachen

Nutzbar ist das VPN in den Protokollen PPTP und IPSEC. Konfigurationsdateien für das VPN der FritzBoxen von AVM werden bereitgestellt.

Das AMPRNet – Ein eigener IPv4-Adressraum für den Amateurfunkdienst

Schon Jahrzehnte bevor „das Internet“ der Öffentlichkeit zur Verfügung stand, verwendeten Funkamateure digitale Datenübertragungsverfahren und die Protokolle der TCP/IP-Familie. Dazu standen Funkamateuren seit den 80er-Jahren die 16,7 Millionen IPv4-Adressen des Klasse-A-Netzwerks 44.0.0.0/8 zur Verfügung. Mitte 2019 wurde ein Teil dieses Adressbereiches aufgrund der Knappheit an IPv4-Adressen an „eine sehr große Firma mit bedeutender Internetpräsenz“ verkauft. (Quelle: www.ampr.org/amprnet/) Funkamateuren stehen seitdem in den drei zusammenhängenden Adressbereichen 44.0.0.0/10, 44.64.0.0/10 und 44.128.0.0/10 noch mehr als zwölf Millionen IPv4-Adressen zur Verfügung.

Dieses Netzwerk wird auch als „AMPRNet“ bezeichnet, was die Abkürzung für „Amateur Packet Radio Network“ ist. Das erste Datennetzwerk im Amateurfunkdienst, das Packet-Radio-Netzwerk, basierte auf Ebene der Vermittlungsschicht auf dem AX.25-Protokoll und konnte auf höheren Ebenen des OSI-Modells auch das Internet-Protokoll abwickeln.

Das öffentliche AMPRNet

Das AMPRNet steht allen lizensierten Funkamateuren offen. Um die Vermittlung zwischen den Teilnetzen innerhalb des AMPRNets sicherzustellen, werden die Bereiche des 44er-Netzwerks in Blöcke eingeteilt. Diese Blöcke werden jeweils von nationalen bzw. regionalen Amateurfunkvereinen verwaltet. Für Deutschland erledigt dies die AMPR-IP-Koordination DL, welche wiederum den ihr zur Verfügung stehenden IP-Adressblock in weitere Teilnetze unterteilt. Diese stehen dann unter Verwaltung regionaler Amateurfunkgruppen, welche die IP-Adressvergabe und Netzplanung vor Ort vornehmen.

Privates AMPRNet

Analog zu den privaten IP-Adressblöcken 10.0.0.0/8, 172.16.0.0/12, 169.254.0.0/16 und 192.168.0.0/16 existiert auch im AMPRNet ein „privater Bereich“: Jeder Funkamateur kann das Subnetz 44.128.0.0/16 zu Testzwecken in seinem eigenen LAN verwenden. Verbindung in das übrige AMPRNet darf hier nur über einen Router und ggf. NAT folgen.

HAMNET-Router DB0VVS
HAMNET-Router DB0VVS