Zurück zu Betriebsarten

Funkruf (POCSAG)

Am oberen Ende des 70cm-Bandes betreiben Funkamateure ihr eigenes Funkrufnetz auf Basis des POCSAG-Protokolls. Funkrufempfänger waren bis in die späten 90er-Jahre in der Bevölkerung weit verbreitet und wurden dort langsam durch Mobiltelefone verdrängt. Gewerbliche Funkrufdienste wurden beispielsweise unter den Namen Cityruf/Eurocall, Quix, Skyper und Scall angeboten. Da diese kommerziellen Geräte im Frequenzbereich zwischen ca. 440 und 470 MHz betrieben wurden, war (und ist) es Funkamateuren leicht, sie durch Modifikation des Oszillators und des Eingangsfilters für Betrieb innerhalb des 70cm-Amateurfunkbands anzupassen. Es entstand ein Funkrufnetz, welches weite Teile Deutschlands und seiner Nachbarländer (zumindest in Ballungsgebieten) umspannt. Neben Kurznachrichten an andere Funkamateure werden Neuigkeiten aus dem Amateurfunk und Statusinformationen diverser Relaisanlagen für deren Betreiber über POCSAG übermittelt.

Grundlagen von POCSAG

POCSAG ist die Abkürzung der britischen „Post Office Code Standardization Advisory Group“. Diese Arbeitsgruppe legte den heute verwendeten Standard für Funkruf-Sendungen fest. POCSAG-Empfänger oder Funkmeldeempfänger sind kleine Geräte mit Funkempfänger und Dekoder. Die empfangenen und dekodierten Signale werden vom Empfänger zwischengespeichert und können dessen Display angesehen werden. Da jeder Empfänger eine eindeutige Identifikationsnummer besitzt, können außerdem gezielt Nachrichten an einzelne Empfänger übermittelt werden. Während durch Mobiltelefone und SMS Funkmeldeempfänger in der allgemeinen Bevölkerung keine Bedeutung mehr haben, existieren nach wie vor in zahlreichen Krankenhäusern lokale POCSAG-Netze, um Ärzte und Pflegepersonal herbeirufen zu können. Auch Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben nutzen heute noch POCSAG-Meldesysteme: In vielen Gegenden Deutschlands erfolgt die Alarmierung der freiwilligen Feuerwehren hauptsächlich über spezielle POCSAG-Empfänger.

Technische Eigenschaften

Für POCSAG wird im Amateurfunkdienst ausschließlich die Frequenz 439,9875 MHz verwendet. Alle Funkrufsender senden ihre Nachrichten auf dieser Frequenz aus.  Eine Kurznachricht wird somit über alle am Netzwerk angeschlossenen Funkrufsender gesendet.

Der Träger wird mittels Frequenzumtastung moduliert. Dazu wird die Trägerfrequenz jeweils um ±4,5 kHz verschoben. Die höhere der beiden Frequenzen entspricht der binären 0, die niedrigere der binären 1. Die Datenrate liegt bei 512, 1.200 oder 2.400 Bit/s. Die Bandbreite einer solchen POCSAG-Aussendung liegt bei etwa 25 kHz. Damit lässt sich auch die Frequenz von 439,9875 MHz erklären: Sie liegt genau 12,5 kHz unterhalb der oberen Grenze des 70cm-Bands von 440 MHz.

Jede POCSAG-Aussendung beginnt mit einer Präambel aus 576 sich abwechselnden Nullen und Einsen. Die Präambel ist notwendig, um einen Funkrufempfänger, der sich in der Regel in einem Ruhezustand befindet, „aufzuwecken“. Außerdem ermöglicht die Abfolge von Nullen und Einsen eine erste Synchronisation zwischen Sender und Empfänger. Auf die Präambel folgt eine beliebige Anzahl sogenannter Batches, welche die zu übermittelnden Daten enthalten. Da viele Funkrufempfänger nur recht einfach aufgebaut sind, und nur einen einfachen Quarz als Oszillator verwenden, kann nicht gewährleistet werden, dass bei längeren Aussendungen Sender und Empfänger nach einigen Batches noch synchron sind. Jeder Batch beginnt deswegen mit einem 32 Bit langen speziellen Synchronisationswort. Auf dieses folgen sogenannte Frames, welche Adressworte (zum Ansprechen eines bestimmten Funkrufempfängers) oder Datenworte zusammen mit Prüfsummen zur Fehlerkorrektur enthalten.

Nachrichten enthalten entweder nur numerisch oder alphanumerische Zeichen. Rein numerische Funkrufe werden als Folge von 4-Bit-Worten codiert. Alphanumerische Funkrufe verwenden den 7-Bit-ASCII-Code, wobei die Codetabelle in Deutschland so modifiziert wurde, dass sie Umlaute und die sz-Ligatur enthält.

Im Amateurfunk werden die Sender mit der Software DAPNET (Decentralized Amateur Paging Network), diese wurde im Rahmen einer Bachelorarbeit am Institut für Hochfrequenztechnik der RWTH Aachen entwickelt. Die Datenübertragung erfolgt über TCP/IP, sowohl über HAMNET, als auch über Internet können Sender angeboten werden.

Weitere Informationen zur Sendetechnik und zu Empfängern sind im Dokuwiki des DAPNET verfügbar.

Funkrufe absetzen und Registrierung

Funkrufe lassen sich über das Webinterface des DAPNET absetzen.

via Internet: www.hampager.de
via HAMnet: dapnet.db0sda.ampr.org

Um Rufe senden und empfangen zu können, müssen Sie vorab Ihren Funkrufempfänger im DAPNET registrieren und freischalten lassen. Sofern in Ihrem Empfänger eine RIC einstellbar ist, kann auch diese bei der Registrierung zugeteilt werden. Die Registrierung von Sendern und Empfängern erfolgt über das DAPNET-Ticketsystem.